Im Herbst 2014 reiste ich durch Bolivien. In Santa Cruz del Sur besuchte ich zwei Schulen, die das Basler Comité Pro Santa Cruz finanziert. Es war ein spannender Tag mit vielen tollen Begegnungen. Meine Eindrücke habe ich niedergeschrieben. Der Artikel meiner Reise erschien im Jahresbericht 2014 des Comités.


Seit längerem träumte ich von einer Reise nach Südamerika. Die Bilder, die ich von Land und Leute gesehen habe sowie die Inka-Kultur begeisterten mich sehr. Wohl auch angetrieben vom Wunsch, die Schulen, die vom Comité, bei welchem meine Mutter Ursula als Buchhalterin tätig ist, unterstützt sind, zu besuchen. Im Oktober 2014 bereiste ich dann mit zwei Freunden, Gaje und Marco, die vielfältigen Länder Peru und Bolivien.

Der Zufall wollte es, dass Arminda Mercado zur gleichen Zeit in Boliven ist. So treffen wir uns nach unseren ersten Eindrücken von Bolivien und ein paar Tagen in Santa Cruz um 7 Uhr vor unserem Hotel, um gemeinsam die Schulen zu besuchen. Armindas Neffe fährt uns und seinen Sohn, der in Montero zur Schule geht, zu Doris Nardo Illanes de Hurtado, einer guten Freundin von Arminda. Sie verwaltet vor Ort die Finanzen und schaut regelmässig bei den Schulen vorbei. Obwohl es eine geteerte Strasse ist, wird es – je weiter weg von Santa Cruz – holpriger. Nach gut einer Stunde Fahrt, die wir entweder schlafend oder Landschaft bestaunend verbracht haben, kommen wir bei Doris in Montero an. Sie empfängt uns sehr herzlich und offeriert uns ein köstliches Frühstück: Ananas, Papaya, Melone, Brot und Käse – ein kleiner Luxus in Bolivien. Nach Kaffee und dem beliebten Zimttee machen wir uns auf den Weg zu den Schulen. Doris` Ehemann fährt uns in dem mit sechs Personen gestossen vollen 4×4-Jeep, dessen Kraft wir bei dem sehr holprigen und staubigen Landweg nach La Cruz gut gebrauchen. An uns vorbei zieht eine grüne, im Frühling erwachende Landschaft und weidende Kühe.

La Cruz ist ein sehr kleines Dorf mitten im Lande. Auf Google Maps findet man es nicht oder nur sehr schwer. Wir halten irgendwo im nirgendwo, wo sich die Sanitätstelle von La Cruz befindet, an. Arminda und Doris überreichen dem Sanitäter einen Ventilator, welcher bei der schon am morgen beginnenden Hitze sehr notwendig ist. Die Sanität ist sehr bescheiden; es gibt ein Empfangszimmer mit einem grossen Medikamentenschrank, ein Bürozimmer mit Werkzeugen und noch mehr Medikamenten, so-Wie ein stationäres Patientenzimmer und ein Zimmer, welches wohl für die Eingriffe genutzt wird.


La Cruz ist ein kleines Dorf mitten im Lande. Auf Google Maps findet man es nicht oder nur sehr schwer.


Nach kurzem Aufenthalt laufen wir über eine Wiese zu der Schule von La Cruz/Soleto. Schon beim Eingang werden wir von den Kindern freudig begrüsst. Sie führen uns zu den Klassenzimmern und zeigen uns voller Stolz, was sie gebastelt haben. Die ganz kleinen Kinder spielen mit unserer Kamera und haben grosse Freude daran, lustige Fotos von sich zu machen.

Die Schüler sind alle dazu verpflichtet, eine Schuluniform zu tragen. Diese können sich allerdings nicht alle leisten, weshalb einige Schüler mit ihren Alltagskleidern zur Schule kommen. Die Schule in La Cruz/Soletto besteht aus kleineren Klassenzimmern, für jedes Schuljahr eines. Der Aussenplatz ist betoniert und wird mit Blachen, die vom Comité finanziert wurden, von der Sonne geschützt.

Obwohl unser Besuch spontan ist, nehmen sich alle viel Zeit und freuen sich, uns alles zu zeigen und zu erklären. Die Lehrer halten eine Dankesrede an Arminda und das Comité, die beide all dies ermöglichen. Einige Schüler tragen uns einzeln oder in Gruppen südamerikanische Gedichte vor. Zudem bekommen wir Chicha, ein bolivianisches Maisgetränk, und einen Reissnack offeriert. Dies kommt uns bei dieser Hitze sehr gelegen, vor allem auch, weil wir in der Frühe nicht daran gedacht haben, Wasser mitzubringen.

Da der Unterricht nur bis 12 Uhr stattfindet, gehen wir weiter nach Naico, wo wir bereits erwartet werden. Auch hier werden wir von allen freudig begrüsst und die mutigen Mädchen und Jungs führen uns ihre gelernten Gedichte und Lieder vor. Dabei stehen sie Klassenweise in Reihen, die kleinsten zuvorderst. Die Schule in Naico ist grösser und hat mehr Schüler, als jene in La Cruz/Soletto. Auch die Schüler hier sind einiges älter.

Es Zeit für das Mittagessen, wir haben schon grossen Hunger. Die Kinder verschwinden nach Hause, auf dem Pausenhof werden in Kürze Tische und Stühle im Schatten aufgestellt und ein grosszügiges Essen serviert. Es gibt Risotto mit Fleisch, Huhn und Spiegeleier. Ausserdem haben sie für mich extra noch ein vegetarisches Käserisotto und Manioc, ein typisches Wurzelgemüse ähnlich der Kartoffel, gekocht. Zur Erfrischung und um den grossen Durst zu stillen bekommen wir Chicha, Limonade und Cola. Es fehlt uns an nichts, es ist ein sehr schönes Mittagessen, an welchem auch die Lehrer beteiligt sind.

Da die Hitze recht drückend ist, halten wir in der Hängematte, die zwischen zwei Säulen aufgehängt ist, Siesta und probieren uns mit unseren leider geringen Spanischkenntnissen am Gespräch zu beteiligen. Arminda kann uns zum Glück vieles übersetzen und so erfahren wir noch einiges über die Schule und die Umgebung.


Es fehlt uns an nichts, es ist ein sehr schönes Mittagessen.


Später zeigt uns ein Mann von der Schule das Schulgelände wo sich ebenfalls ein Sanitätsgebäude, ein Computerraum, den die Kinder auch in der Freizeit besuchen können, sowie eine kleinere Kirche beinhaltet. Das Sanitätsgebäude in Naico ist grösser und zeigt einen Dorfplan, bei welchem wir einen Eindruck von der Grösse bekommen. Wir nutzen die Zeit noch um das Dorf, in welchem ungefähr 500 Personen leben, und den nahe gelegen Fluss Río Piraí zu besichtigen. Die Leute leben in einfachen Hütten und viele haben einen Vorgarten mit Schweinen und Hühnern.

Damit das Dorf besser an die Stadt Montero erschlossen wird, ist eine geteerte Strasse im Bau. Nach einem sehr eindrücklichen Tag fahren wir neben oder stücksweise auf dieser sich noch in der Bauphase befindenden Strasse zurück nach Montero. Dort ist 1993 eine Universität erbaut worden, die ebenfalls vom Comité finanziert wurde. Da es seither immer mehr Studierende gibt, sind einige neue Gebäude dazugekommen. An dem ersten Gebäude ist immer noch das Schild zu sehen, welches Arminda und dem Comité für die finanzielle Unterstützung dankt. Nächstes Jahr, 2016, werden die ersten Schüler, die von dem Comité unterstützt werden, an der Universität ihre Matur abschliessen. Mit diesem Besuch hier war unser Tag, sowie unser Aufenthalt in Santa Cruz zu Ende.

Es war sehr eindrucksvoll zu sehen, wie der Schulalltag der bolivianischen Kinder auf dem Land aussieht und was ihnen diese bietet. Das Comité hat dank den Spenden sehr grosse Arbeit geleistet und vieles ermöglichen können. Es gibt immer zu tun, wie zum Beispiel die Finanzierung von Stipendien oder der Aufbau einer kleinen Bibliotheke an der Schule.